06. Jänner 2023

Stück für Stück nachhaltiger.

Ob Shampoo, Duschgel, Rasierseife oder Deo – was bislang flüssig aus der Plastikflasche kam, gibt es inzwischen auch in fester Form. Allein bei Shampoos hat die Arbeiterkammer Oberösterreich in einer Recherche im Februar 2023 sage und schreibe 72 unterschiedliche Produkte in den Regalen des stationären Handels gefunden. Natürlich sind auch hier bei manchen Stücken problematische Inhaltsstoffe enthalten aber im Großen und Ganzen punkten die festen Alternativen beim Thema Nachhaltigkeit alleine schon durch weniger Verpackungsmüll.

Weniger Packung. Weniger Müll.

Anstelle einer oft aus mehreren, verschiedenen Kunststoffen hergestellten Plastikflasche, werden feste Wasch- und Pflegestücke meist nur von Papier und einer Karton-Verpackung umhüllt. Oft werden feste Kosmetikstücke auch in recyclebaren Glastiegeln angeboten. Weltweit verursacht die Kosmetikindustrie über 142 Milliarden Verpackungseinheiten, die nicht oder nur schwer zu recyceln sind. Die Papierverpackung fester Kosmetik kann und wird hingegen sehr gut im Wertstoffkreislauf gehalten.

Weniger problematische Inhaltsstoffe

Die deutsche Zeitschrift Ökotest berichtet in ihrem September-Heft 2023, dass feste Pflegestücke auch weniger problematische Inhaltsstoffe ausweisen. Da kein Wasser enthalten ist,  können die festen Produkte auf kritische Konservierungsmittel verzichten. Das in vielen flüssigen Produkten enthaltene Flüssigplastik ist bei den festen Stücken ebenfalls kein Thema. Im Test der Zeitschrift schnitten von 36 Produkten sage und schreibe 29 mit einem „sehr gut“ ab. Zu diesem positiven Ergebnis kommt auch die Studie der AK Oberösterreich, die gemeinsam mit der Umweltorganisation DIE UMWELTBERATUNG durchgeführt wurde. 15 feste Haarshampoos wurden untersucht. Selbst günstige Produkte aus den Regalen von DM und BIPA erhielten dabei gute Noten. Babylove 2in1 von DM kam z.B. gänzlich ohne Parfum aus. Sowohl der Ak-Test als auch Ökotest beanstandeten allerdings das feste Shampoo von Guhl. Es enthielt flüssiges Mikroplastik und den Komplexbildner EDTA, der umweltbelastend und als reizender, gesundheitsschädlicher Stoff eingestuft ist. „In keinem der getesteten Shampoos fanden sich Silikone. Auch Parabene, die in Verdacht geraten sind, wie ein Hormon zu wirken und häufig als Konservierungs­stoff eingesetzt werden, wurden nicht gefunden. Ebenso wenig steckten PEG/PEG-Derivate in den getesteten Produkten. Diese verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett miteinander und können die Haut aber gleichzeitig durchlässiger für Fremdstoffe machen.“(AK Oberösterreich).

Ergiebiger als Flüssigprodukte

In festen Waschstücken sind die pflegenden Inhaltsstoffe „dichter“ und konzentrierter enthalten. Das macht sie natürlich sehr viel ergiebiger als ihre Kollegen im Plastikdispenser.

Ökotest rechnet vor, dass ein festes Shampoo-Stück z.B. zwei bis drei übliche große Flaschen Flüssigshampoo oder Duschgel ersetzt. Und ein Tiegel Deocreme halte im Schnitt zwei- bis dreimal so lange wie ein konventioneller Zerstäuber. Das hat u.a. auch mit der besseren Dosierbarkeit bei festen Stücken zu tun. Während ein Spray seinen Nebel zwar auch in die Achseln verteilt, meist zu zwei Drittel aber auch sonst wo im Raum, gelangen die Wirkstoffe im festen Stück fast zu 100% genau dort hin wo sie hin sollen – auf die Haut.

Warum braucht’s überhaupt so viele verschiedene Produkte?

Ganz klar – die Kosmetikindustrie denkt sich jedes Jahr neue Probleme und Anwendungen aus, die wir bislang gar nicht hatten, für die sie aber sofort das geeignete Produkt zur Stelle hat. Denn schließlich muss jedes Jahr aufs Neue Umsatz gemacht werden. Unsere Großeltern kannten weder Flüssigseife noch Shampoo. Da genügte das Stück Kernseife vom Scheitel bis zur Sohle. In unserer Wohlstandsgesellschaft glauben wir wohl, dass unser Körper filigraner und empfindlicher geworden ist und deshalb für jedes Hautfleckerl ein spezielles Pflegeprodukt braucht. Und noch etwas hat uns die Industrie mit ihrer Werbung eingeredet: Wirklich sauber wird’s nur, wenn es richtig gut schäumt. Ein großer Irrglaube. Feste Pflegestücke schäumen weniger als die problematischen Natriumlaurylsulfate in flüssigen Produkten, trocknen aber auch weniger die Haut aus und irritieren die wichtige Hautflora weniger als die Chemie aus der Tube.

Als Mensch in die Dusche, als Himbeere heraus?

Und noch eine Frage: Warum muss ich nach dem Duschen nach Himbeeren, Zitrone-Buttermilch oder Vanille-Cocos riechen? Auf einem Duschgel für Kinder war sogar mal zu lesen, dass man danach riecht wie ein Astronaut. Die Nachfrage nach dieser Duftvariante bei der NASA blieb leider unbeantwortet. Viele dieser vor allem in Flüssigprodukten enthaltene problematische Duftstoffe sind ein No-Go für unsere Haus. Leider fanden sich im AK-Test auch in 5 der geprüften festen Waschstücke der kennzeichnungspflichte Duftstoff Coumarin. Wer auf Nummer Sicher gehen will und mit seinem Latein beim Lesen der Inhaltsstoffe am Ende ist, sollte einfach auf duftfreie Alternativen zurückgreifen.

Feste Pflegestücke richtig lagern.

Die festen Saubermacher sollten auf jeden Fall trocken gelagert werden – z.B. in einer Schale mit Löcher, durch die das Wasser abrinnen kann. Oder man steckt es in ein Netz und hängt dieses auf. Der berühmte Luffagurken-Schwamm (z.B. bei Waschbär erhältlich) ist auch eine super Unterlage.

Anwendungstipps

Zum Schluss noch zwei Tipps zur Anwendung: Wer unbedingt viel Schaum auf dem Kopf haben will, sollte das Waschstück direkt über das feuchte Haar reiben und danach mit den Händen einshampoonieren. Bei trockener Haut sollte das Waschstück lieber vorher in der Hand aufgeschäumt werden, bevor man es aufträgt. Da Haarseifen basisch sind, kann man die Haare nach dem Waschen z.B. mit einer Spülung aus Apfelessig den natürlichen PH-Wert von Haar und Kopfhaut wieder herstellen. Das verleiht dem Haar auch wieder schönen Glanz.

Feste Waschstücke für Haare und Haut gibt’s bei den Anbietern, die in unserem Wegweiser für guten Konsum unter 3. Körperpflege zu finden sind. Schaut mal rein.

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