06. Jänner 2023

Wie sinnvoll sind CO2-Kompensationen?

Kohlendioxid, kurz CO2 genannt, ist ein Treibhausgas. Je mehr davon in die Atmosphäre unserer Erde gelangt, desto stärker wird der Treibhauseffekt. Doch nicht alle CO2 Emissionen lassen sich so ohne weiteres vermeiden. Um den Klimaschutz voranzutreiben, konzentrieren sich einige Unternehmen auf den Ausgleich von CO2 bzw. darauf ihre Treibhausgas Emissionen zu kompensieren. Dabei soll durch die Kompensation Projekte für den Klimaschutz finanziert werden, die auf diese Weise so viel CO2 einsparen, wie verbraucht wurde. Hier erfahren Sie, was genau ein CO2 Ausgleich ist, wie viel er kostet, wie sinnvoll das alles für unser Klima ist und wie es funktioniert.

Was ist mit CO2-Kompensation gemeint?
Die Idee von einem CO2 Ausgleich basiert auf zwei grundlegenden Annahmen:

• Es gibt Emissionen an CO2, die sich bisher noch nicht vermeiden lassen. Diese können bzw. sollten kompensiert werden.

• An welcher Stelle unserer Welt Treibhausgas emittiert wird und wo es kompensiert wird, ist für das Klima als solches egal.

Lässt sich beispielsweise eine Reise mit dem Flugzeug partout nicht vermeiden, können Sie die bei dabei entstehenden Emissionen kompensieren. Je nach Länge der Flugstrecke können sie relativ einfach berechnet und anschließend ausgeglichen werden. Aber es gibt auch Ereignisse, die sich wesentlich schwerer berechnen lassen als der CO 2 Ausstoß beim Fliegen. Wird beispielsweise eine internationale Konferenz irgendwo auf der Welt veranstaltet, können ja nicht alle Teilnehmer klimaneutral anreisen. Dafür müssten sie ja zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen.
Reisen die Teilnehmer jedoch per Bahn, mit dem Auto oder Flugzeug an, verursachen sie dabei auch Emissionen an Treibhausgasen. Das können die Veranstalter der Konferenz nicht verhindern. Für eine Kompensation kann jedoch an andere Unternehmen Geld gezahlt werden, beispielsweise für Projekte zur Aufforstung von Regenwald oder anderes. Damit verursacht eine solche Konferenz als Veranstaltung zwar CO2 Emissionen, diese werden jedoch rechnerisch an anderer Stelle kompensiert. Es ist also wie ein Nullsummenspiel.
Die ursprüngliche Idee der Kompensation wurde bereits im Kyoto-Protokoll von 1997 entwickelt. Damals sollten die einzelnen Staaten selbst für den CO2 Ausgleich ihrer Emissionen sorgen. Längst gibt es jedoch auch viele Menschen und selbst Unternehmen, die freiwillig für einen Ausgleich des von ihnen verursachten CO2 Ausstoßes sorgen wollen.

Auf die Berechnung kommt es an.
Dabei ist die Berechnung der Kompensation gar nicht so leicht. Schon der individuelle Ausstoss an CO2 ist nur annähernd ermittelbar, wie am Beispiel einer Reise mit dem Flugzeug: Wird durch das Verbrennen von Kerosin CO2 emittiert, wirkt sich das in einer Flughöhe von 10.000 Metern viel stärker auf das Klima aus, als wenn es unten am Boden emittiert wird. Wie lässt sich dieser Unterschied berechnen? Die einzelnen Anbieter, die für einen Ausgleich des CO2 Ausstoß sorgen wollen, berechnen das durchaus unterschiedlich.

Nachweis der Kompensation
Auch der Nachweis, wie viel Kohlendioxid durch ein bestimmtes Projekt zum Klimaschutz tatsächlich ausgeglichen wird, ist nicht so einfach. Werden beispielsweise irgendwo auf der Welt Bäume gepflanzt, müssen diese eine Weile wachsen. Erst im Laufe ihres gesamten Baumlebens binden sie die von den Privatleuten oder Unternehmen bezahlte Menge an CO2. Hier ist zu garantieren – und zu überwachen – dass die Bäume tatsächlich über die gesamte Zeit hinweg wachsen können. Werden sie dagegen vor Ablauf der Frist gefällt, können sie gar nicht die Menge an Kohlendioxid binden. Daher sind nicht alle Anbieter wirklich empfehlenswert. Viele Klimaschützer kritisieren die CO2 Kompensation und bezeichnen sie sogar als Ablasshandel.

Wie viel kostet CO2-Kompensation?
Werden Dinge hergestellt und konsumiert, entsteht in den meisten Fällen auch das klimaschädliche Treibhausgas CO2. Das gilt nicht nur für die Reisen mit dem Flugzeug, sondern auch für den Alltag. Jeder Deutsche erzeugt im Durchschnitt 11,6 Tonnen CO2, das sich als Treibhausgas schädlich aufs Klima auswirkt. Ob beim Autofahren, Heizen oder dem Kauf von Kleidung: Alles zusammen verursacht den sogenannten CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Menschen.
Allerdings lässt sich das bisher kaum beziffern. Auch für die meisten Verbraucher ist bisher nicht klar, wie viel CO2 ihr ganz persönlicher Lebensstil verursacht. Daher wissen sie auch nicht, wie viel sie für eine Kompensation zahlen müssten. Entscheidend für die Höhe der Kompensation ist der festgelegte Preis für eine Tonne an Kohlendioxid. Momentan beträgt er gerade einmal 25 Euro, so viel kostete im vergangenen Jahr auch ein CO2-Zertifikat.

Indidivuelle Preise für den Ausgleich an CO2 Emissionen
Das Umweltbundesamt empfiehlt allerdings einen Preis von 180 Euro pro Tonne Kohlendioxid. In Ländern wie Großbritannien, Kanada, Schweden und der Schweiz wird dies bereits über eine Abgabe für die Emission an Kohlendioxid geregelt. So kostet eine Tonne CO2 Emissionen in der Schweiz etwa 90 Euro, in Schweden sogar 110 Euro.
Allerdings entlasten diese Länder die Bürger dabei an anderer Stelle. In Deutschland ist die Kompensation noch freiwillig. Wer einen Flug bucht, kann Geld für den Klimaschutz zahlen und damit für einen CO2 Ausgleich sorgen. Wie viel ein solcher Ausgleich tatsächlich kostet, hängt jedoch vom Anbieter an. Während beispielsweise die Lufthansa selbst nur die reinen Emissionen an Kohlendioxid in ihre Berechnungen einbezieht, gibt es andere Anbieter, die auch die Stickoxide mit in die Kompensation einberechnen.
Bei den einzelnen Anbietern variieren allerdings auch die Preise für die CO2 Kompensation. Diese richten sich in der Regel nach den Preisen für die Projekte. Wer sich genauer informieren möchte, achtet auf Siegel oder Standards. Diese verraten, wie hoch die CO2 Kompensation tatsächlich ausfällt. Zusätzlich garantieren solche Siegel oder Standards, dass der damit verbundene Ausgleich auch tatsächlich ein echter CO2 Ausgleich ist.

Wie sinnvoll ist CO2-Kompensation?
Auch wenn es sicherlich sinnvoll für den Klimaschutz ist, wenn Emissionen durch die Kompensation ausgeglichen und damit Projekte finanziert werden, kritisieren viele der Klimaschutzorganisationen dieses Verfahren. Sie vergleichen es mit dem Ablasshandel, den die katholische Kirche im Spätmittelalter betrieben hat. Das Verfahren suggeriert, man könne einfach für seine Sünden bezahlen und sich weiter so verhalten, wie bisher.
Manche Organisationen weisen daher darauf hin, dass vor einer Kompensation die Frage nach grundsätzlicher Vermeidung des CO2 Ausstoßes stehen sollte. Klimawandel als solcher lässt sich damit nicht bekämpfen, nur etwas abmildern. Daher sollte die Reduzierung oder sogar die Vermeidung von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen im Vordergrund stehen. Das gilt für Privatpersonen, aber auch für Unternehmen.

CO2 Kompensation für Firmen und Privatpersonen
Wenn Sie selbst Ihren ökologischen Fußabdruck verringern wollen und bei den Klimaschutzorganisationen für Ihre Emissionen einen Ausgleich zahlen, kostet das pro Tonne Kohlendioxid im Juni 2021 zwischen 15 und 28 Euro. Für Unternehmen ist das deutlich billiger. Sie produzieren zwar mehr an Treibhausgasen, zahlen dafür bei den gleichen Anbietern jedoch einen deutlich geringeren Preis. Trotzdem setzen die Anbieter darauf, schließlich zahlen Unternehmen insgesamt für wesentlich mehr Volumen an Kohlendioxid als Privatpersonen. Damit erhalten sie mehr Geld für ihre Klimaschutzprojekte.
Ist der Preis jedoch relativ gering, gibt es kaum Anreiz, CO2 zu sparen. Eine Kompensation kostet dagegen nur relativ wenig und lässt sich attraktiv kommunizieren. Ist es jedoch nicht möglich, den Ausstoß an Kohlendioxid zu reduzieren oder zu vermeiden, kann eine solche Kompensation der letzte Ausweg sein. Damit ist es möglich, notwendige Emissionen auszugleichen. Ohne diese Zahlungen als CO2 Ausgleich hätten zudem viele der Projekte zum Klimaschutz nicht finanziert werden können. Dass sie einen positiven Effekt auf unsere Umwelt und auch auf die Gesellschaft haben, ist dabei unumstritten.

Wie sinnvoll ist der CO2 Ausgleich tatsächlich?
Daher ist es immer noch sinnvoll, über solche Zahlungen für eine Kompensation Projekte zu finanzieren. Damit die Erderwärmung deutlich geringer als zwei Grad Celsius bleibt, müssen viele unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Erst das Zusammenspiel aller nutzt etwas. Da ist ein CO2 Ausgleich nur ein kleiner Teil von allem. Besonders die Bundesregierung muss noch kräftig nachlegen, wenn es darum geht, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. Sowohl in der Erzeugung von Energie, als auch im Verkehr und der Landwirtschaft muss wesentlich mehr erfolgen.

Wie funktioniert die freiwillige Kompensation von Emissionen?
Die eigentliche Idee hinter der freiwilligen Kompensation ist die Überlegung, dass es für das Klima irrelevant ist, wo konkret Kohlendioxid verursacht und wo es kompensiert wird. Deswegen können die Einsparungen auch an ganz anderen Stellen erfolgen als der eigentliche Ausstoß. Jedoch sollte zunächst überlegt werden, wo sich Kohlendioxid und andere Treibhausgase ganz vermeiden oder wenigstens einsparen lassen.

Vermeidung vor Kompensation.
Die CO2 Kompensation wäre demnach der letzte Schritt. Für die Berechnung wird die jeweilige Aktivität betrachtet und die dabei in die Atmosphäre freigesetzten Emissionen. Das kann der Konsum von Dingen sein, aber auch der Verbrauch an Strom, Gas oder Heizenergie in der eigenen Wohnung. Ebenso wird durch Flug- und Bahnreisen, Autofahren oder die Durchführung von Kongressen oder anderen Events ebenfalls CO2 freigesetzt. Die eigentliche Kompensation geschieht via Zertifikate. In denen wird Ihnen bescheinigt, dass für Ihr Geld die gleiche Menge Kohlendioxid an anderer Stelle ausgeglichen wird.

Welche Projekte kompensieren meinen CO 2 Ausstoß?
Oft pflanzen daher die Menschen in den Projekten Bäume, forsten auf oder sorgen dafür, dass Menschen in Afrika klimafreundlicher mit Solarenergie kochen können. Diese Projekte wären ohne die Kompensation nicht entstanden. Das ist auch eine der Bedingungen für den freiwilligen Ausgleich. Sie sollten als Verbraucher trotzdem darauf achten, das klimaschädliche CO2 lieber zu reduzieren oder zu vermeiden. Zur Bewältigung der Klimakrise reicht nämlich die CO2 Kompensation auf keinen Fall aus.
Sie finden im Internet eine ganze Reihe an Anbietern für freiwillige Kompensationen. Einige von ihnen finanzieren eigene Projekte, andere kaufen Zertifikate am Markt. Die meisten Anbieter nutzen einen eigenen CO2 Rechner für die Berechnung der CO2 Emissionen und für den daraus resultierenden Ausgleich in ihren bevorzugten Projekten. Die meisten Anbieter belegen mittels Zertifikaten und Standards, dass ihre Projekte bestimmte Kriterien berücksichtigen.
Längst haben auch Lufthansa und andere Fluggesellschaften den Bedarf nach CO2 Kompensationen erkannt und bieten diese ebenso an, wie Busunternehmen und Reiseportale. Bei manchen ist die Kompensation bereits im Preis inbegriffen, bei anderen kann sie mit einem einfach Klick optional gebucht werden.

Was bringt die CO2-Kompensation nun wirklich?
Grundsätzlich trägt jede eingesparte oder kompensierte Tonne an Kohlendioxid aktiv zum Schutz des Klimas bei. Trotzdem ist nicht automatisch jede Maßnahme zur Einsparung von Kohlendioxid auch wirklich gut für unsere Umwelt. Wichtig ist, dass die Projekte auch dazu beitragen, dass mehr klimafreundliche Technologien und Konzepte langsam durch bessere ersetzt werden. Der ökologische Fußabdruck in einem Haushalt lässt sich beispielsweise durch die Verwendung von Energiesparlampen reduzieren.
Es gibt daher zwei Zertifikate, die einen sehr hohen Standard garantieren: So garantiert der CDM-Standard dass die eingesparten Emissionen sicher kontrolliert werden. Sie können daher sicher sein, dass Ihr kompensiertes CO2 tatsächlich auch an anderer Stelle eingespart wird. Der sogenannte „Gold Standard“ garantiert zusätzlich, dass durch die Kompensationen auch die anderen Umweltaspekte berücksichtigt werden.

Minimieren statt Kompensieren?
Doch bevor Sie für Ihre CO2 Emissionen mittels CO2 Ausgleich zahlen, sollten Sie überlegen, ob Sie diese nicht minimieren oder gleich ganz unterlassen könnten. Soll die Atmosphäre unserer Welt nicht aufgeheizt werden, ist täglicher Fleischkonsum aus Massentierhaltung kontraproduktiv, ganz egal, ob dafür ein Unternehmen einen Ausgleich zahlt oder nicht. Das gleiche gilt für Produkte, die es bereits in einer klimafreundlicheren Version gibt. Strom lässt sich beispielsweise nicht nur aus fossilen Energien herstellen, sondern auch aus regenerativen Quellen erzeugen.
Statt für konventionell erzeugten Strom eine CO2 Kompensation zu zahlen, ist es sinnvoller, regenerative Technologien zu unterstützen und gleich grünen Strom zu nutzen. Sinnvoll ist eine solche Kompensation dagegen bei den Produkten oder Technologien, für die es bisher noch keinen guten Ersatz gibt. So werden beispielsweise Power to Liquid, also CO2-freier Treibstoff, für Langstreckenflugzeuge entwickelt, noch sind sie jedoch so teuer, dass sie nicht eingesetzt werden.

CO2 Kompensation funktioniert nur im Zusammenspiel
Daher ist in diesem Fall die CO2 Kompensation sinnvoll. Doch für viele andere Produkte gilt: Prüfen Sie zunächst, ob es eine umweltfreundlichere Variante ohne oder mit nur wenig CO2 Emissionen gibt. Schließlich gibt es – analog zum Umweltpapier – auch bei vielen anderen Produkten klimafreundliche Alternativen. Sollen Kompensationen sinnvoll eingesetzt werden, dürfen mit ihnen keine veralteten Technologien aufgewertet werden.
Damit das Klimaziel erreicht werden kann und der Klimawandel – wenn schon nicht aufgehalten – doch wenigstens verlangsamt wird, müssen die globalen Emissionen an CO2 deutlich geringer bis nahezu Null werden. Das lässt sich nicht alleine über eine Kompensation erreichen. In diesem Fall hätten die Kritiker der CO2 Kompensation Recht, die schließlich das Ganze nur als Ablasshandel bezüglich CO 2 Ausstoß bezeichnen. Es ist ein kleiner Schritt, um unser Klima zu retten.

© 2023 goClimate (www.goclimate.de) / https://www.goclimate.de/themen/co2-kompensation/

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