1. Mai 2024

27. Forum: Zum Radi radeln.

In den traditionellen Veranstaltungen zum 1. Mai geht es meist auch um Solidarität. Wir haben dieses große, wichtige Wort aufgegriffen und angesehen, wie damit auf Äckern und Beeten für ein gutes Leben gesorgt wird. Anstelle eines üblichen Vortrags wollten wir unser diesjähriges Frühlings-Forum bewusst draußen in der Natur verbringen. Wir besuchten zwei SoLawis im Großraum Rankweil (Vereinsmitglieder von Consolnow), die sich der Wirtschaftsweise der „Solidarischen Landwirtschaft“ verschrieben haben. Und bekamen vor Ort viele spannende Hintergrundinformationen.

Um halb zwei hatten sich die 17 angemeldeten Teilnehmer an unserer kleinen Radtour am Rankweiler Bahnhof eingefunden. Unter ortskundiger Führung unserer Obmann-Stellvertreterin Elisabeth ging es dann in 15 Minuten zum ersten Stop – der Solidarischen Landwirtschaft Rankweil von Matthias Henning. Das weitläufige Gelände in der Nähe der Frutz zeigte recht schnell, wie umfänglich Matthias die Aufgabe angeht. In den letzten Jahren sind auf der gepachteten Fläche neben einem Gebäude und einem Erdkeller, einige Folientunnel und Freiflächen für Gemüse entstanden. Der ganzheitliche Ansatz schließt auch Tiere (Schweine, Enten, Truthähne) ein. Und ganz kleine Tiere (sog. Nützlinge wie z.B. Marienkäfer) setzt er auch gegen mögliche Schädlinge ein.

Ein großes Thema ist der sehr trockene Boden, den Matthias zwar wesentlich verbessern konnte. Für die Bewässerung der Flächen muss das kostbare Nass jedoch nach wie vor in Becken gesammelt werden. Regenwasser – so der Solawista – sei fürs Gemüsebeet auch besser als z.B. Grundwasser. Dieses hochzupumpen lehnt er aus gesamtökologischen Grundsätzen ohnehin ab. Um nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch wirtschaften zu können (damit sich z.b. eine fix angestellte Kraft rechnet) braucht die SoLawi weitere Ernteteiler*innen. Wer also Interesse auf wöchentliche Vitamine aus der Region hat, darf sich bei Matthias gerne melden.

Nach gut eineinhalb Stunden schwang sich die Truppe dann wieder auf die Räder, denn unser nächster Besuch galt knapp 3 km entfernt der Solawi Bodenkultur von Lea und Thilo. Direkt gegenüber von Stauden Kopf (der an diesem Tag auch einen Gartentreff veranstaltete) empfingen uns die beiden unter einem großen Schatten spendenden Baum.

Erst letztes Jahr wurde diese SoLawi sprichwörtlich aus dem Boden gestampft und präsentiert sich jetzt schon als ansehnliches Beispiel solidarischer Landwirtschaft. Hier wächst gesundes Gemüse in 50m langen Beeten in sog. Mischkulturen. D.h. je Beetstreifen werden verschiedene Gemüsesorten und Kräuter nebeneinander gesäht. Das eine Kraut wächst schneller und gibt dem „Nachbar-Gemüse“ den nötigen Schatten. Ist dieses erntereif, wird an gleicher Stelle gleich der nächste Vitaminlieferant gepflanzt – entsprechend der Saison. Um ein Gebäude zu errichten und weitere Flächen in der Umgebung zu pachten, sucht auch diese SoLawi nach Begeisterten, die mitmachen wollen und durch ihre Beiträge das Ganze auch mitfinanzieren.

Wasser ist auch bei Lea und Thilo ein Thema, dass sie zur Zeit dank der guten Nachbarschaft zur Gärtnerei/Baumschule von Thomas Kopf lösen, sprich von dort das Wasser beziehen. Auch hier in Sulz musste der Boden für die zu pflanzenden Kulturen aufgebessert werden. Ein spezieller Kompost/Humus half hier u.a. auch die Austrocknung des kostbaren Mutterbodens zu verhindern.

Der Erdfloh – ein hartnäckiger Schädling vor allem für Kohlgemüse – macht beiden Solawis gerade zu schaffen. Wenn Nützlinge und Erdauflockerungen nichts mehr nützen, muss manchmal das Neemöl ran. Das biologische Mittel wird aus den Blüten des Neembaumes extrahiert und hilft gegen allerlei ungebetene Feldgäste. Wer also einen Biobauern oder eine Biobäuerin zur Zeit mit der scheinbaren „Giftspritze“ übers Feld ziehen sieht, muss keine Bedenken haben. Hier werden – zwar mit ähnlichen Gerätschaften wie im konventionellen Landbau – jedoch biologisch unbedenkliche Mittel ausgebracht.

Kurz vor 17.00 Uhr ging unsere SoLawi-Exkursion offiziell zu Ende. Wie wir hörten, bekundeten einige der Teilnehmer Interesse, bei der ein oder anderen SoLawi mitzumachen. Es würde uns freuen. Auf jeden Fall senden wir auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Dankeschön an Matthias, Lea und Thilo, die uns diese Form der regionalen Landwirtschaft nähergebracht haben. Und natürlich auch ein Danke an die Radler, die die Chance genutzt haben, sich bei den Experten vor Ort (vielleicht auch für den eigenen Garten) spannende Infos zu holen.

Was ist eine SoLawi?

Eine Solidarische Landwirtschaft denkt die Idee der „Gemüsekiste“ einen entscheidenden Schritt weiter. Von den Kund*innen werden nicht einzelne Lebensmittel gekauft sondern der gesamte landwirtschaftliche Betrieb mitfinanziert. Dafür erhalten die „Ernteteiler*innen“ ihren wöchentlichen Ernteanteil. Die SoLawi entkoppelt sich damit aus dem teils globalen Markt, in dem auch Öko-Betriebe von Subventionen und global von Zwischenhändlern diktierten Weltmarktpreisen abhängig sind. Darüber hinaus schafft das Engagement in einer SoLawi wieder einen engeren Bezug der Konsumenten zu regional produzierten Lebensmitteln und all den Rahmenbedingungen, die für das Gelingen einer solchen „Selbstversorgung“ maßgeblich sind.

Mehr Infos zur Solidarischen Landwirtschaft findet ihr hier:

https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite

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